29. März 2008


Platsch.
Ein Tropfen.
Kaum spürbar.
Platsch.
Ein zweiter.
Kaum spürbar.
Donnergrollen,
treibende Wolkenfronten.
Aus zwei Tropfen
werden tausend.

Die Wiese neigt sich im Takt der Böen.
Die nassen Grashalme schleudern durcheinander, vom Wind getrieben,
der Wind treibt an, der Garten versinkt in der Tränenflut.
Erneutes Donnergrollen. Welch Jammertal!
Dann dieser Moment voller Lautlosigkeit in dem der Himmel kurz aufleuchtet.
Dann wieder das Platschen des Regens.
Wehe dem, der nun draußen wandelt!
Die Tropfen trommeln gegen die Scheibe.
Ich sitze am Fenster, sehe zu -
dem Meer aus Regen und Halmen.
Grollen. Stille. Leuchten.
Eine Kerze auf der Fensterbank.
Die bedrohliche Unruhen hinter der Scheibe erscheinen in ihrem Licht so harmlos.
kleine Flamme flackert still.
Sie hält mich warm.
Auf dass sie ewig brennen möge!
Das ist es, was ich Glück nenne;
diese Flamme hüten zu dürfen, ihre Wärme zu spüren.
Ihr erfüllendes Licht schenkt mir nicht nur bei derart Unwetterei das Gefühl
von Geborgenheit, von Sicherheit, . . . das Gefühl, zu Hause zu sein.
Ihr kleines, manchmal bedeutungslos scheinendes Licht ist mir die Mühe wert, stets Acht zu geben und schützend die Hand um sie zu halten,
auch wenn dies manchmal so unendlich schwer fällt.
Diese kleine Flamme ist der Antrieb meines Willens.
Und gerade in derlei Szenen wird mir das bewusst.
Sie bedeutet mir einfach alles.


Z.

23. März 2008

Spieluhr


Steck es rein, gib ihm einen Stoß, auf dass es sich drehen möge!

Der automechanische Motor springt an,
die Stifte greifen Zungen und es beginnt zu singen.
Plötzlich scheint der Nebel nicht mehr unheimlich, nun viel mehr friedlich.
Das Alte Hotel steht still, alles steht im Bann der Melodie.

Was hätte ich dafür gegeben, diesen Augenblick nie mehr enden zu lassen.
Ein Moment reiner Anschauung, ein Moment der Klarheit.
Alles dreht sich. Kreis ist Kron'.
Alles endet hier.

... Endstation! Bitte halten Sie sich zum Ausstieg bereit.
Es besteht Zugang zum übrigen Regionalverkehr.


Z.

22. März 2008

Zum Jahrestag




















Das Älterwerden.


























































































































































































































































































































































































































































































Und schon hast du deine kostbare Zeit auf diesem Ball für nichts als Leere verschwendet!

Manchmal ist es wirklich so... Man scheint nur zu leben, um Leere zu überwinden. Leere überwinden, nicht Leere leben.

Man lässt sein Leben revue passieren. Und es ist so viel passiert!
Und doch so wenig.

Und man hasst sich selbst dafür, nicht jede einzelne Sekunde
voll ausgekostet zu haben.

Manchmal sitzt man nur so da. Lauscht. Starrt. Denkt.


Denkt nach.


Denkt nach über was war und was hätte sein können.

Und dann denkt man gar nichts mehr, weil man merkt, dass ZEIT absolut NICHT manipulierbar ist und man so oder so nichts mehr ändern kann.


Was ist also Alter?
Kann man Alter wirklich in Zeit messen? Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, ... , Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte, ...

Oder ist Alter eine Einstellung zum Leben an sich?


Ich glaube, wer sich über diese Frage für sich ganz allein
Gedanken macht,wird alt.

So oder so.


Z.

21. März 2008

Selbstverständlichkeit


Vollmond.

Wieder ein Monat vorbei.

Kalt und hell und in Klarheit gehüllt.

Manchmal scheint der Vollmond so still.
So leer.
So glanzlos.

Immer dann, wenn man sich an ihm satt gesehen hat.
Immer das Gleiche.


Sie ist nun wirklich ein Teil von mir.
Und das Glück ist manchmal so voller . . . Selbstverständlichkeit.
Das macht die Sache kompliziert, diese Angst macht es unerträglich, diese Angst vor Selbstverständlichkeit.
Man provoziert Ärger, um einerseits von der Angst abzulenken und andererseits dem andern, aber vor allem sich selbst zu zeigen, dass es sich nicht um eine Selbstverständlichkeit handelt, sondern um eine Würde.

Wir liegen nicht aus Gewohnheit nebeneinander, sondern weil wir beide es aus tiefstem Herzen so wünschen und wahrnehmen.
Man muss sich ab und zu kratzen und beißen, um zu zeigen, ich kann auch anders!
Zu verstehen, dass es auch anders sein könnte oder das Erleben von derartigen Schlägen in die Magengrube, das führt einem automatisch den Wert jener Momente vor Augen, die voller Wärme und Freudenglanz bebten.

Vollmond.


Z.

17. März 2008

Gesichtssalat III

Nachdem die Ernte im Februar nicht für einen Hauptgang gereicht hat,
gibt es nun im März wieder frischen Gesichtssalat.
Man möge ihn sich schmecken lassen.

Verwirrung kommt aus der Lust heraus,
und wenn einem die Lust vergeht,
vergeht einem auch die Verwirrung.
Zum Glück ist mir die Lust nicht vergangen.























Z.

16. März 2008

Die Langeweile schafft mich, macht mich schaffen,...


Wie nennt man das, wenn man mehrere Nächte lang nur das Schaffen von anderen - und zwar diese wunderbare Vielfalt und Abwechslung an kreativem Arbeiten - konsumiert, und dann selbstbekennend dasitzt und feststellt, dass man selbst auch mal wieder etwas erschaffen könnte?

Was ich in den letzten Tagen in mich aufgesaugt habe, ist so inspirierend, aber diese übersättigte Vielfalt macht es unmöglich, irgendetwas daraus zu entwickeln - ich denke gleichzeitig an die wundervollen Darstellungsmöglichkeiten einer Pfandleihe, in meinem inneren Gehörsinn krachen brechende Breakdowns und meine Wirbelsäule will sich im Takt biegen, obwohl sie ohnehin schon unvorstellbar mitgenommen ist, in meinem inneren Auge seh ich sie und sie, nicht im Vergleich, nein, niemals!, aber ich seh die beiden dauernd, und ich verstehe nun auch etwas besser, und dann diese Bücher. Überall diese Ersatzweltenschenker, aber ich kann sie doch nicht alle auf einmal lesen!? Und dann der Ungarische Tanz von Friedrich Blumenkohl, wie viele Ungarische Tänze gibt es eigentlich? Und dann das Wetter, wer hat eigentlich das Wetter geschaffen, wie verwirrt muss man sein, um das Wetter zu erfinden? Und wie nennt man eigentlich diesen Farbton, der da leuchtet, genau da, auf meinem Arm, dort, wo sie hineingebissen hat. Und was will die jetzt in meinen Gedanken? Zwei Weiber reichen doch - Mammal!! Hätte man mich gefragt, ich wäre nicht der Meinung gewesen, dass ein wirklich toller Kurzfilm ohne Dialog auskäme. Wo wir gerade beim Fernsehen sind, dieses eine Gedicht war schön, aber ich kriegs nicht mehr zusammen, wo es doch so kurz war.

Man sieht, Inspirationsquellen gibt es mehr als genug, immer und überall, die meisten davon sieht man nichtmal als solche, und in Verwirrtheit wird eh alles zur Inspiration.

Im Grunde könnte man sagen, dass ich doch etwas geschaffen habe, für manche Ratlosigkeit, für andere Langeweile, für einen ganz kleinen Bruchteil vielleicht Amusement.
Wessen Schreibstil ist das eigentlich?
Es ist dieser verdammte grüne Drecksack, der da vorgestern auf der Bühne rumgespackt ist.
Kurzweil schafft Langeweil - Langeweil schafft Kurzweil.

Was ich jetzt brauche, ist ein Kopfschuss.


Z.

5. März 2008

Ein wahrer Künstler mit dem Messer

Gestern Abend zur selben Zeit.
Ich war mitten in meinem Spaziergang durch das London des 19. Jahrhunderts, da stiegen zwei Gestalten von einem Schiff, das gerade angelegt hatte, ihre Erschöpfung war ihnen anzusehen. Doch die Müdigkeit des Einen wurde von einer besonderen Art der Wiedersehensfreude betäubt, er schien wie in Trance zu sein, wie in unterdrückter Ekstase. Seine Mimik verriet mehr als sie vielleicht wollte - ich hätte mich nicht gewundert, hätte er sich auf der Stelle theatralisch auf den Boden geschmissen und voller Inbrunst seine Seele, oder was noch davon übrig geblieben war, herausgeschrien. Ihre Wege trennten sich und ich folgte dem Interessanteren der beiden, dessen Expression von Lust, Feuer, Flamme, Trieb, Wahnsinn - oder alles in einem - Wille, gezeichnet war. Er hatte es nicht sonderlich eilig, auf eine verzehrende Art und Weise schien er es gar zu genießen, durch die nächtlichen Straßen zu reisen, ja - er schien fast alles zu verschlingen, seine endlose Anspannung sog alles in sich hinein, ein schwarzes Loch hätte es nicht besser gekonnt.

Ich folgte ihm einige Minuten, beobachtete seinen elegant schweren Gang, er ging daher wie ein Tänzer - ein Tänzer, in dessen tiefen Innern eine Leidenschaft brennt, ein Ziel, eine auf Vollendung wartende Begierde. Er glitt gleichmäßig, immer weiter, immer geradeaus, nie drehte er sich um, nie drehte er seinen Kopf, starr, stur, sein Ziel schien schon direkt vor seinen Augen. Diese Eigenart faszinierte mich, er wurde mir immer interessanter, er ließ mich nicht mehr los, ja auch mich zog er in seinen Bann, ich wurde von seinem Sog einfach mitgerissen, niemals hätte man dem auch entgehen können. Sein Tanz hatte einen stolzen Rhythmus, das Tempo war mäßig, die Dynamik blieb konstant, dies alles war so ausgeprägt, in meinen Sinnen manifestierten sich Klänge, das Ensemble wurde immer größer, meine Ideen häuften sich, überschlugen sich untereinenader, übereinander, meine Vorstellungen reiften in seinem Zauber zu einem Meer aus Donnergrollen und Orgelspiel, wie in einem Sturm auf See schlug wuchtig Welle gegen Welle, wie ein Marsch auf festem Erdboden mischten sich grollender Gleichschritt und impulsives Getöse.

Sein Schritt wurde nur unmerklich langsamer, das Abnehmen der Geschwindigkeit vollzog sich über viele Takte, so kam es, dass sein Stillstand nicht unerwartet einsetzte, ja fast selbstverständlich war, wie sich das donnernde Getöse langsam wieder zerlegte, leiser wurde, die Stimmen wieder auseinandertrieben und mit seinem Anhalten eine Stille folgen ließen, die gänzlich Anschauung war, nichts fehlte - keine Leere, die gefüllt werden wollte - die Ruhe an sich ließ die Stille sprechen. Er hob andächtig seinen Kopf gen Nachthimmel, es war sternklar, und zwischen den winzig kosmischen Lichtern hing eine silberne Sichel, die wie eine polierte Klinge nicht von sich selbst heraus schien, sondern lediglich reflektierte. Bei diesem Gedanken blitze etwas in seinen schwarzen, dunkel unterlaufenen Augen, was mich, wie auch ihn, fast ewig innehalten ließ. Sein Gesicht war nun verzerrt, ganz leicht, die Verzerrung hatte jedoch kaum Ausdruck, und so stand er da und blickte diese Sichel an, in deren Licht seine blassen Züge leuchteten, seine Falten bekamen dadurch diesen besonderen Charakter von unberechenbarem Ernst...

Diese Nacht sollte endlos werden.


Z.

3. März 2008

...und sie war wunderschön.

Silhouetten.

Der Himmel war dunkel, brechend voll mit ächzend schweren Regenwolken, Dunkelblaugrau mit einem Schuss Violett.
Der Horizont war stellenweise unbewölkt und genau an diesen Flecken schien das glänzend goldne Abendlicht hindurch, welches den Abend in den Glanz hüllte, der den Abend zum Abend macht.

Trotz der grollenden Wolkenfronten war es still, weder Grillen noch Vögel verrieten sich mit ihrem Gesang. Es war kühl, ein wenig windig und vereinzelte Tropfen fielen in das frühlinglich beblühmte Feld.
Der Moment schien so friedlich und so unendlich, er lud zum Verlieren ein, zum In-sich-verlieren, verlieren, verlieren-was? Und ich träumte mich über die Wiese hinüber zum Waldrand, dessen hohe Tannen sich wie ein Schattenriss unaufhörlich am Horizont entlangreihten.


"Wo willst du denn hin?" fragte ich in Gedanken.
Sie hatte einen neuen Weg eingeschlagen und ließ sich nicht davon abbringen.
"Da!" rief ich zu ihr, und wies ihr mit dem Finger den sonst gewohnten Weg, mehrmals, bald ein wenig flehend.
"Da lang!" - keine Regung.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als ihr die Tür aufzustoßen,
vor der sie auf mich wartete.
Ein Spaziergang an einem frühmärzlichem Abend, mit einer alten Hundedame...

Z.