30. November 2007

O der Engel!

O der Engel! Um deinetwillen muss ich leben!

Aus Johann Wolfgang Goethe, Die Leiden des Jungen Werthers

26. November 2007

» Gefunden «


Ich ging im Walde

So vor mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich
Ein Blümlein stehn,
Wie Sterne blinkend,
Wie Äuglein schön.

Ich wollt es brechen,
Da sagt' es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?

Mit allen Wurzeln
Hob ich es aus,
Und trugs zum Garten
Am hübschen Haus.

Ich pflanzt es wieder
Am kühlen Ort;
Nun zweigt und blüht es
Mir immer fort.

Johann Wolfgang von Goethe

25. November 2007

Vollmond

Was die Dunkelheit der Nacht erhellt,
Was die Wirkung von allem verstellt,
Was dem suchenden Herzen gefällt,
Was die Seele des Glanzes enthält,
Was die Grenzen der Nacht überschwellt --
Vollmondschein, der auf die Erde fällt.

So voll wie der Mond in der Nacht
Waren ihre Lippen am Tage.
Was mich gänzlich glücklich macht
Ist der Gedanke an sie und die Frage:
Welch Kraft hat uns zusammengebracht,
Mir diese Glut ins Herz gesetzt,
die ich mit Freuden trage?

Vollkommen wie die Nacht und der vergangne Tag
Reflektiert er nicht nur des großen Gestirns heißen Schein,
sondern auch die Ganzheit, die sie in mir schuf,
und das Verlangen, dem ich mit Haut und Haar erlag,
mich hinzugeben der Schönheit leisem Ruf,
fast lautlos, sie malte den Moment mit ihrem Mund,
der Augenblick so glänzend voll und rund...

Ist es nur Vollmondschein oder gar Vollmondsein?


Z.

24. November 2007

Zum Geburtstag

Es tönt auch heut ein froher Lobgesang
Empor zum Herren über Tod und Leben
Dass er Dir durch seine Hand
Ein neues Lebensjahr hat gegeben
Es möge hell in dir erglühen,
Fern bleiben sollen Krankheit, Not und Leid
Es möge Glück und Weisheit in dir blühen,
Denn Du bist frei und hast die Zeit
Alles zu tun, was du dir wünschest,
Auch wenn es manchmal anders scheint
Zu wissen, wie man Sinn ergründet
Wird Geist und Hülle ganz vereint.


Z.

18. November 2007

Die Gewalt von Schönheit

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte,















Ein Blick sagt mehr als eine million.



Nichts fesselt mehr, als ein Augenblick.
Ebenso, wie er einem das Herz blind vor Taumel machen kann,
kann er stärker verletzen als jeder Schlag.
In den wertvollsten Fällen tut er beides.

Der menschliche Ausdruck ist immer von solch eindrucksvoller Schönheit erfüllt, die kein Bild nachzeichnen,
und die weder jeder Anblick noch Ausblick überbieten kann.


Ich war mit all meinen Sinnen Teil der Schönheit,

Ich sah ihre Augen und wollte mich in ihnen verlieren,
Ich schmeckte ihren Kuss und wollte sie gänzlich verschlingen,
Ich roch ihren Duft und wollte ihn nie mehr vergessen,
Ich hörte ihre Worte und wollte mich ihr für immer versprechen,
Ich spürte ihre Wange an der meinen und wollte mit ihr verschmelzen.

Ich fühlte mich eins mit ihr und nie mehr will ich etwas anderes als absolut hinnehmen als die Gewalt von Schönheit.


Z.

15. November 2007

Schicksal und Zusammenhang


»Was die Zufälle doch für ein Schicksal bestimmen...«

~ Marit Gronwald


Gerade zwei Tage ist es her, seit ich mich mit einem alten Bekannten über Schicksal und Bestimmung unterhalten habe. Und wie üblich nagten die Dinge noch mehrere Tage später an mir, über die wir immer wieder philosophieren.
Und heute stellte ich mal wieder fest, wie viele Parallelen doch existieren, alles zerfließt sauber im Zusammenhang, wird zum Ganzen, zur Wahrheit.

Mein Verstand und mein Bewusstsein waren schon lang nicht mehr so scharf, Staunen gebar Erkenntnis, tanzend verschmolzen sie zusammen. Die Müdigkeit von den Vortagen war wie verflogen, wie nie dagewesen. Es war ein besonderer Tag.


Ironie des Schicksals;
Obwohl ich laut Stundenplan erst zur zweiten Stunde Schule hatte, wollte ich noch vor der ersten Stunde in der Schule sein, aus Gründen, die hier keine Rolle spielen. Der erste Bus fuhr vorbei, im zweiten wollte der Busfahrer die Hintertür nicht aufmachen, die Haltestelle wurde immer voller, es wurde immer kälter und die Zeit, die ich unbedingt brauchte, verann dahin...
Anstatt auf den nächsten Bus zu warten, der bestimmt wieder nicht alle Wartenden hätte fassen können, ging ich wieder nach Hause um mich mit dem Auto fahren zu lassen. Fünf Minuten später fuhren wir an der Bushaltestelle vorbei, die sich in den wenigen Minuten komplett geleert hatte. Es kam also in weniger als fünf Minuten nachdem meine Geduld zu Ende war ein Bus, der alle Wartenden hat mitnehmen können. Blöd.
Es hat sich nicht gelohnt, meinem Vater diesen Umstand zu bereiten, es hat aber auch nichts verschlechtert. Ich wäre auf jene wie auf diese Weise zur selben Zeit dort gewesen, wo ich hinwollte.

Außerdem fiel die zweite Stunde aus, somit war ich zwei Stunden früher als nötig in der Schule. Aber ich befand mich in netter Gesellschaft und hatte eine interessante Konversation. Was zwar nur einen minimalen Teil des Gesprächs ausmachte, jedoch später noch zu einem zutreffenden Gedanken wurde, war ein Kommentar meinerseits zum Fach Französisch. "Hätten wir Herrn S. schon in der siebten Klasse gehabt, wäre ich Französisch mit Sicherheit nicht so unmotiviert abgeneigt - Frau Z. hat das mit der Motivation total vergeigt." worauf ich folgendes zu hören bekam: "Mit Herrn S. hätten wir in der siebten Klasse nichts anfangen können, denk ich."
Ich ließ diese Antwort unkommentiert --
In der fünften Stunde kam mir dann ein Gedanke - Herrn S. beim Reden zuzuhören ist immer wieder inspirierend. Und mein Erwiederer hatte Recht, in der siebten Klasse hätte ich mit ihm noch nichts anfangen können, im Grunde wäre ich dazu sogar in der zehnten Klasse noch nicht ganz bereit gewesen. Herr S. kam dieses Jahr genau zur richtigen Zeit. Alles baute aufeinander auf, alles stand im Zusammenhang miteinander.

Die nächste Erkenntnis folgte schon eine Schulstunde später; in Physik wurde mir der Begriff des Zusammenhangs plötzlich so klar wie nie. Ich habe diese Besonderheit schon immer tief in mir gewusst, doch gänzlich bewusst wurde es mir erst heute.

Und die vierte und vorerst letzte Erkenntnis leiß auch nicht lange auf sich warten.
Der Bus, mit dem ich normalerweise heim fahre, war zum ersten mal seit langem wieder so voll, dass ich nicht mehr hineinpasste. So kam es, dass ich einen viel späteren Bus nahm, dessen Fahrer es dann auch noch verpeilt hat, an meiner Haltestelle zu halten. So kam es, dass ich eine Haltestelle aussteigen musste und somit einen anderen und längeren Heimweg hatte als sonst. Unterwegs traf ich meinen Onkel, den ich auf diese "Zufalls"-weise nur zwei oder drei mal im Jahr treffe, und meinen ehemaligen Mathelehrer [und in ihm die größte und wichtigste Inspirationsquelle meines bisherigen Lebens], der mir freudig grinsend aus seinem Auto zuwinkte.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass das nicht ohne Folgen bleibt...


Z.

11. November 2007

Der Vogel kämpft sich aus dem Ei

"Der Vogel kämpft sich aus dem Ei. Das Ei ist die Welt. Wer geboren werden will, muss eine Welt zerstören. Der Vogel fliegt zu Gott. Der Gott heißt Abraxas."

Aus Hermann Hesse, Demian (Suhrkamp)

Auslöser


Auf jede Aktion folgt eine Reaktion,
oder
Wer etwas haben will, muss etwas geben.

So führte ich regelrecht ein Doppelleben,
das Internet macht heutzutage so vieles möglich.
In der wahrhaftigen Welt war ich Alfred Demian, in der virtuellen Welt, die trotz ihrer engen Verknüpfung mit der wahrhaftigen Welt doch immer eine eigene blieb, nannte man mich - oder besser - nannte ich mich "A...". Dieser Name hatte keine Bedeutung, was gut war, denn so konnte ich ihm eine Bedeutung geben. Dies geschah auch nach und nach, bis mich mein Weg zur größten Kommunikationsplatform im Internet führte, wo das Ende von A... seinen unumkehrbaren Lauf nahm. Ein Jahr lang befand ich mich in bloßer Abhängigkeit von Pseudonymen und deren Reaktionen auf mein Handeln, alles wurde kommentiert und festgehalten, um sich wieder und wieder daran ergötzen zu können. Es schien mir damals nicht bemitleidenswert, sein Glück von den opportunistischen Beurteilungen anderer abhängig zu machen.
Besonders eine Person band mich stärker denn je an diesen "Lebens"stil. Sie war die Person, die mir immer wieder vor Augen rief, dass es sich um verschiedene Welten handelte, gleichzeitig war sie auch die Person, die beide Welten miteinander verschmelzen ließ.

Doch mit dem Herbst kam die Vergänglichkeit,
das glühend rote Blatt wurde welk und hässlich.


Dies war der Auslöser für eine Entscheidung;
Ich entschied mich für eine Negation,
um wieder ins wahrhaftige Leben zurückzukehren.

Die Idee der Negation war schon immer präsent,
doch nie zu diesem Zwecke zu nutzen beabsichtigt.
Die Entscheidung verdanke ich einer, und nur einer Person.
(Danke.)


Der Baum schüttelt sich ein letztes mal,
Sodass er wirklich gänzlich kahl,
Bis zum Frühling kann verbleiben,
In dem die neuen Knospen treiben.


Z.

9. November 2007

Sinn und Zweck


Die interessantesten Erkenntnisse sind immer diejenigen,
die man nie zu erahnen wagte.


So ging ich junger Wanderer einst in täglicher Routine in die Welt hinaus und meinte, zu finden, zu entdecken, zu lernen. Doch das einzige, das mir von diesem besonderen Tage im Gedächtnis blieb, war die kindlich naive Unschuld, die mir in Form eines unschuldigen naiven Kindes begegnete; Ich machte eine aus dem Zorn geborene abfällige Feststellung. Furchtlos stellte sich mir der Betroffene entgehen und statt Schrecken oder Schwuldbewusstsein zeigte mir sein Gesicht ein heiteres Grinsen und warf mir das Wort der Worte entgegen.
Warum?

Seit diesem Moment genieße ich jede meiner Hinterfragungen bewusster und gleichzeitig unbewusster denn je --
Das Denken, das Hinterfragen - bewusst oder unbewusst - macht die bloße Existenz zum Leben; zu Erfahrungen und Erlebnissen.


Das Wertvollste findet man immer ohne zu suchen.
Das Wertvollste entdeckt man immer
unter einer nie als solchen wahrgenommenen Decke.
Das Wertvollste lernt man immer ohne etwas beigebracht zu bekommen.

Das Wertvollste teilt man immer gerne,
und das Teilen und Inspirieren ist der Sinn und Zweck dieses Journals.


Z.

8. November 2007

Entstehung


Es beginnt, wie es endete;
Es ist zu kalt.
Zeigt mein Negativ.

[...]

Zertenian meint Unterwelt.
Nur wer in sie hinab fällt,
Kann Schwarz und Weiß trennen,
Wahrheit erkennen.
Komm, spring mit mir!
Nun spring doch!
Hinab!
Komm!

Aus A wird Z,
Aus Schwarz wird Weiß,
Dem Sterbebett,
In Blut und Schweiß
Getränkt, ersteht
Zertenian.


Z.