28. Juli 2008

Sommerspiel.


Sie waren wie Kinder.

Wie Kinder tobten sie über die Wiese und rissen Furchen in die hoch
gewachsenen Gräser, deren Blüten und Halme in der warmen Luft
dufteten. Der Himmel hatte dieses sommerabendliche Schimmern,
dieser goldstich um die Schleierwolken herum.

Die beiden waren allein, völlig abgeschnitten vom Alltag, von ihren
Verpflichtungen und Sorgen. Also waren sie wie Kinder - sie hatten
nur sich selbst, wobei das "nur" hier ganz und gar keinen Mangel
suggerieren lassen will - ganz im Gegenteil - dass sie sich gegenseitig
hatten, reichte den beiden vollkommen aus - sie brauchten nichts als
die Gesellschaft des jeweils anderen.
Zusammen waren sie vollkommen.

Und sie fühlten beide, dass es eine ganz besondere Verbindung war.
Wie Kinder glaubten sie, nichts und niemand könne sie jemals
voneinander trennen. Wie Kinder dachten sie weder an Zukunft noch
an Vergangenheit, nur an den Augenblick, der so voller aufregender
Gefühle war - Neugier, vor allen anderen. Voller Entzücken drehten
sie jeden Stein um und genossen die Schönheit allen Seins, sie nahmen
Beeren in den Mund, die sie irgendwo im Gestrüpp gefunden hatten,
um ihre Genießbarkeit zu erschmecken.

Voller Leichtigkeit sprangen sie ins seichte Wasser eines Bächleins
und erschreckten eine Entenfamilie, die schnatternd in einer Reihe
in das schützende Schilf floh.
Die beiden genossen ihren Trieb und spielten, ichre Bewegungen
waren wie ein sonderbarer Tanz, und plötzlich wurden sie ganz still.

Sie saßen nebeneinander am Rand des Bächleins, aßen wilde Beeren
und nahmen einen tiefen Zug der warmen blühenden Gräser um sie
herum. In diesem Augenblick wurde ihnen klar, wie glücklich sie
waren und dass all dieses Glück nicht wäre, hätten sie nicht einander.
Sie blickten einander mit dem süßesten Ausdruck an - in dem sich ihr
Blick traf, hatten sich ihre Lippen schon fast berührt und sie schlossen
die Augen. Es war ihr erster Kuss und wie Kinder fühlten sie sich,
in ihnen wurde etwas geweckt, was sich in ihren kribbelnden Bäuchen
schüttelte und streckte.

Wie Kinder waren sie nun der Überzeugung, diesen gemeinsamen
Moment für die Ewigkeit festhalten zu können, der sie so sehr erfüllte.
Und wie Kinder waren sie zum Scheitern verurteilt.

All dies Spiel - die Leichtigkeit, als könnten sie sich alles Leisten -
diese freudige Neugier, neues zu Entdecken - zu wissen, dass man
noch nicht alles weiß - dieser Witz in jedem Wort, in jeder Tat.
Jedes Spiel muss irgendwann enden.

Und meist bleiben nur zwei Verlierer mit schönen Erinnerungen,
an denen sich sich festzhalten versuchen. In den seltensten und
gleichsam wertvollsten Fällen gewinnen beide --
Mit viel Geduld, Ausdauer und dem Willen, GEMEINSAM zu gewinnen.


Wir sind wie Kinder.
Und ich will dich nicht verlieren.

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