16. Januar 2008

Feuer und Gold


"Jetzt...", sagte sie, "... wird sich alles ändern."

Sie atmete mit Bedacht, ruhig, und der nächste Atemzug entfuhr ihr mit einem kleinen Schnaufen, wie aus Erleichterung. Ihre Augen glänzten, wie sie noch nie zuvor geglänzt hatten, in einer sonderbar wehmütigen, aber doch sorgfältig erhabenen Art und Weise, als würden sämtliche Erinnerungen vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen. Sie lächelte.
"Ich hätte nicht...", sie schluckte kurz, "niemals erwartete ich deine Entscheidung so bald. Aber es kommt dann doch immer anders, als man denkt...". Mit ihrer rechten Hand fuhr sie zur linken und ertastete den gold schimmernden Ring. Mit dieser Bewegung perlte eine Träne über ihre warme rote Wange und fiel auf den edlen Holzboden, der charakteristisch knarzte, als sie rückwärts taumelte und sich in den alten weichen Ledersessel fallen ließ.

In ihren nassen Augen spiegelte sich die Standuhr, die ihr gegenüber stand. Das lange goldnde Pendel schwang nicht mehr wie üblich hin und her, es hing nur da, senkrecht und stumm. Die Uhr war stehen geblieben. In ihrer beschlagenen Glasscheibe zeichnetten sich Konturen ab.
Erschöpft neigte sie ihren Kopf zur Seite und schloss für einen Moment unwillkürlich die Augen. Dann sah man wieder ihren glanzvollen Blick, nicht mehr auf die Uhr, sondern aus dem Fenster zu ihrer Linken gerichtet. Der Tränenfleck auf dem Boden leuchtete im Licht der Abendsonne.

















Auch die scharlachrote Flüssigkeit, die durch ihr Rückwärtsstolpern auf den Dielen verteilt wurde, hatte dieses Schimmern. In ihrem Mundwinkel sammelte sich Blut, welches in leuchtenden Bahnen zum Kinn hinunterfloss, von wo es auf ihren Busen tropfte. Dann hob sie den zuvor geneigten Kopf und blickte auf das Messer, welches tief inmitten ihrer Brust steckte. Golden glimmerte das handgefertigte Unikat, sein Platz neben den anderen Sammlerstücken auf dem Regal neben der Uhr war leer.
Das Blut tränkte ihre ganze Bluse. Durch das Loch, welches die scharfe Klinge in den Stoff gerissen hatte, blitzte ihre zarte Haut. Ihre Lippen, benetzt mit dem Lebenssaft, kamen nun noch stärker zur Geltung.

So wunderschön...

Ihr Mund formte stumme Laute, und verharrte dann einen Spalt weit geöffnet.


"Ich liebe dich."


Z.

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