20. Mai 2008

Über den optimistischen Kern in allem Sein.


Für mich ist es leichter, mir den Erfolg auszumalen, als den Gedanken zu ertragen, zu versagen, zu scheitern. Zwar hab ich mich mit dem Scheitern noch vor der Entscheidung abgefunden. Aber wenn ich dann wirklich nicht bestehe, wird es mich doch ganz schön kratzen. Das Bestehen hingegen würde mich nur bestätigen und mich einfach erleichtern - ohne Überraschung.

Das bestätigt mir die Ansicht, dass der Optimist in mir der Ehrlichere ist, der Natürlichere.
Ich glaube sogar, dass dies nicht nur mir so geht - ich denke in jedem Kern steckt der Optimismus.


Der Tod ist selbst des Lebens Keim. [1]

Das Leben ist lediglich die Verzögerung zum Tode hin - wie kann man da das Leben mit so viel Wert beladen, so preisen, wie kann man das Leben so genießen, so schützen, so wünschen, wenn man doch weiß, was auf einen wartet?

Ganz einfach - Der natürliche Optmismus, der optimistische Kern in allem Sein.
Schopenhauers Wille!
Und Schopenhauer selbst nannte die Welt ein Jammertal, gerade dieser Blick auf den bevorstehenden sicheren Tod veranlasste ihn dazu, eine pessimistische Denkweise und Weltsicht zu repräsentieren. Er selbst zitierte Goethe in seiner Welt als Wille und Vorstellung: "... denn alles, was entsteht, ist werth, daß es zu Grunde geht." [2]

Aber genau darin liegt der Widerspruch! Schopenhauers Welt als Wille definiert unser Streben, unser Antrieb, unser Lebenswille, Überlebenswille. Die Welt als Vorstellung - jeder nimmt nur das wahr, was er wahrnehmen will, jeder Wille ist individuell und kreiert die eigene Welt in seiner Vorstellung.

Man geht also davon aus, dass unserem Sein ein optimistischer Kern zu Grunde liegt --
Dann ist unser Wille aus dem Optmismus heraus unser Trieb, unsere Erwartung. Und nun etwas wertender; das Leben - unsere Hoffnung, unser Glaube, unsere Liebe! Das ist der optimistische Wille, aus dem wir uns unsere Welt inklusive Hoffnung, Glaube und Liebe vorstellen. Selbst der Zerbrochene, der Gescheiterte, der Versager, in ihnen allen steckt noch der Wille, der Wunsch zu leben - zu hoffen, zu glauben, zu lieben.


Ich hoffe, ich werde bestehen.
Ich glaube, ich werde bestehen.
Und falls nicht, fängt mich die Liebe auf.

Der wahre Kern.


Z.
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[1] aus Dornenreich - Zauberzeichen
[2] aus Goethes "Faust"

4 Kommentare:

nervkindlen hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
nervkindlen hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
nervkindlen hat gesagt…

Kann allem soweit zustimmen.. nur: "Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will." Daher ist der Wille an sich wertneutral.. es gibt nach Freud nämlich auch einen sogenannten Todestrieb.. hinter dem sich auch ein optimistischer Wille verbirgt?

(Edit: Warum kann man Kommentare nicht überarbeiten? :>)

Anastasius hat gesagt…

Ich denke, dass der Willensbegriff neutral bleiben kann, auch wenn er einen optimistischen Kern hat. "Der Mensch [...] kann nicht wollen, was er will.", das schließt jedoch nicht aus, dass der Wille von Natur aus optimistisch ist.

Ist denn der Todestrieb nicht auch von der Überzeugung genährt, dass es am Ende gut wird? Man hat ja wiederum diese Erwartung, dass es dadurch besser wird. Denn der Tod selbst ist ja keine Verneinung des Lebens, der Tod ist des Lebens Keim , somit ist der Tod auch keine Verneinung des Willens und wiederum dadurch auch keine Verneinung des natürlichen Optimismus.


Z.


(Ich finde es auch seltsam. Noch kurioser ist ja die Tatsache, dass man die Spuren nicht gänzlich beseitigen kann - nichtmal als Administrator des Blogs.)